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Diözesaner Männertag 2011

Politikverhalten unter der Lupe

Einen steten Rückgang des Interesses an Politik und Demokratie, vor allem bei der Jugend, stellte die Theologin und Soziologin Mag. Katharina Renner vom Institut für praktische Theologie Wien aufgrund der jüngsten Wertestudien beim diözesanen Männertag am 29. Jänner im Bildungshaus St. Hippolyt in St. Pölten fest. >>Bilderbox

Das zunehmende poltische Desinteresse zeige sich auch daran, so KMB-Obmann Dr. Leopold Wimmer, dass die Gruppe der Nichtwähler bereits zur „zweitstärksten politischen Gruppe“ in Österreich geworden sei.

Habe sich das Interesse an Politik insgesamt nur gering geändert, so sei das Vertrauen in demokratische Systeme bereits stark gesungen, wies Renner hin. Ein Fünftel der Bevölkerung stehe dem demokratischen System kritisch gegenüber. Zudem bestehe eine starke Unzufriedenheit mit der politischen Praxis und ein großes Misstrauen gegenüber allen politischen Institutionen. Einen Vertrauensverlust habe auch der Bildungsbereich zu verzeichnen, erklärte die Expertin. Bedenklich sei die Zunehme an Ausländerfeindlichkeit, die im Vergleich zu den vorangegangenen Studien von 45 Prozent auch 55 angestiegen sein. Als Argumente dienen vor allem die „Zunahme an Kriminalität“ und die „Belastung des Sozialsystems“.


Die Jugend zeige eine hohe Solidarbereitschaft, die sie aber nicht mehr im politischen Lebensraum umsetze, sondern in anderen Bereichen. Für sie fehle es in der Politik an Veränderungschancen und weithin die Möglichkeit zur Mitgestaltung. Großes Interesse bestünde hingegen an sozialen Aktionen wie „72 Stunden ohne Kompromiss“, die gerne angenommen werden.


Insgesamt sei die Tendenz zum Individualismus, der nach einem glücklichen, zufriedenen und individualisierten Leben strebt, von 55 Prozent auf 75 gestiegen. Die Solidarität mit anderen Ländern und Menschen sei hingegen von 18 auf 13 Prozent gesunken.


An der EU-weiten Wertestudie 2008 haben 46 Länder teilgenommen. Dabei wurden 1.500 volljährige Personen aus ganz Österreich per Zufallsstichprobe ausgewählt und anhand eines standardisierten Fragebogens über ihre Einstellungen zu den Lebensbereichen Arbeit, Familie, Religion und Politik befragt. Die Daten wurden gewichtet, so dass sie einen repräsentativen Ausschnitt der österreichischen Wohnbevölkerung ab 18 Jahren darstellen.