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Mostviertler Bauerntag 2013

Verantwortung miteinander wahrnehmen.

„Christen müssen selbst ihre Verantwortung in der Pfarre gemeinsam in die Hand nehmen“, betonte Sepp Winklmayr, Direktor der Pastoralen Dienste der Diözese St. Pölten, beim Mostviertler Bauerntag der Katholischen Männerbewegung im Stift Seitenstetten. Theres Friewald-Hofbauer von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung erklärte Erfolgsfaktoren für Dörfer im 21. Jahrhundert.

 


Das bisherige „pfarrerzentrierte Ideal des Kirchenrechts“, in dem ein Pfarrer die Katholiken eines kleinen Gebietes versorgt, sei kaum mehr aufrecht zu halten. Die neue Sicht der Getauften durch das 2. Vatikanische Konzil gebe der konkreten Gemeinde „eine eigene Verantwortung füreinander und für die Gemeinschaft der Pfarre“. Das Kirchenrecht hinke in seinen Festlegungen hinter den Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten her, stellte Winklmayr fest, weil es den Pfarrer als Hauptverantwortlichen der Pastoral dem Bischof gegenüber verstehe, der Laien lediglich „mitwirken“ lassen könne. Das bereits praktizierte erweiterte Mitwirken und Mitgestalten baue auf die „Großzügigkeit und Freiwilligkeit des Pfarrers“ auf und sei „rechtlich nicht abgesichert“. Die Gemeinschaft von Menschen, „die ihren Glauben als Christen leben und ernst nehmen“, sei jedoch selbst verantwortlich für ihre Pfarre, wie Winklmayr ausführte: Nicht nur die Diözese, der Bischof oder der Priester, sondern jeder Christ sei selbst für seinen Glauben und seine Pfarre verantwortlich. Grundlage dafür sei „die Berufung jedes Christen zur Heiligkeit und die Teilhabe am Priestertum Christi durch die Taufe und Firmung“ nach dem Konzilsdokument „Lumen gentium“.


Laien als Mitverantwortliche
Direktor Winklmayr zitierte in diesem Zusammenhang Benedikt XVI., der in einer Ansprache auf Radio Vatikan 2010 sagte: „Wir brauchen einen Mentalitätswechsel, primär mit Blick auf die Laien. Man sollte sie nicht mehr nur als Mitarbeiter des Klerus ansehen, sondern sie wirklich als Mitverantwortliche am Sein und Handeln der Kirche anerkennen.“ Demnach sollten sich „bewährte und gewählte Laien“ gemeinsam mit dem Pfarrer um die Grundaufgaben der Pastoral in der Pfarre sorgen. Winklmayr: „Weil jeder Mensch Würde und Begabungen durch Taufe und Firmung hat, anerkennt und schätzt die Pfarrgemeinde jeden wert und fördert seine Charismen und Begabungen.“ Die Gemeindemitglieder sollten in der Folge entsprechend „ermutigt, ausgebildet und beauftragt“ werden.
Es sei auch notwendig, dass sich benachbarte Pfarren vernetzen, so Winklmayr. Dabei könnten sie selbständig bleiben, in der Pastoral aber gezielt zusammenarbeiten. Gemeinsame Pfarrer und PastoralassistentInnen sollten „Synergien nutzen, voneinander lernen, sich gegenseitig beleben, Ressourcen teilen und gemeinsame Schwerpunkte setzen“. Dies erfordere ein Umdenken und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen.


Stadt und Land verflochten
„Stadt und Land sind aufeinander angewiesen, sind verflochten. Es ist aber eine Schieflage entstanden“, so Theres Friewald-Hofbauer von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung. Derzeit leben 50 Prozent der Bevölkerung in Städten, 2030 werden es 5 Milliarden Menschen in urbanen Zentren sein. „Die ländlichen Räume stehen nicht auf der Gewinnerseite der Globalisierung“, so die Referentin weiter. Alles erfordere eine neue Aufgabenstellung für die Gemeinden. Es müsse Hilfe zur Selbsthilfe greifen, das „Soziotop“ müsse sich anders präsentieren als in den vergangenen Jahren. „Kinder kriegen und Alt werden müssen als Segen und nicht als Fluch gesehen werden.“ so Friewald-Hofbauer. Soziale Infrastrukturen und die Einbindung aller in das gesellschaftliche Leben seien von Nöten. Daher müsse Arbeit zu den Menschen gebracht werden. Eine funktionstüchtige Infrastruktur sowie der Bildungssektor seien ganz wichtig. Es müsste ein Klima geschaffen werden, das Gründerpotentiale anspricht. Große Bedeutung würde auch eine aktive Baulandpolitik der Gemeinden haben. „Diese gilt es mit einem respektvollem Blick auf das, was Menschen vor uns geschaffen haben, zu sehen. Es geht also um das Erscheinungsbild eines Dorfes“, so die Referentin.


Es geht um wie und was
„Dort wo man zu Hause ist geht es um das wie und was“, so Frau Friewald-Hofbauer. Erfolg sei das Ergebnis aus Inhalt mal Methode, nicht nur die Summe von Inhalten. Dörfer im 21. Jahrhundert würden funktionieren, wenn das „Miteinander aller“ klappt, auch das Miteinander der Religionen im Dorf. Letztendlich würden die Menschen profitieren, denn der Selbstwert jedes einzelnen würde durch ein Engagement für das größere Ganze steigen.