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Sommerakademie 2013

KMBÖ-Sommerakademie in Melk

„Vom Männchen zum Mann“ - unter diesem Motto wurde vom 10. bis 13. Juli in Melk über persönliche Entwicklungen von Männern gesprochen. „Die Katholische Männerbewegung greift dabei die allgemeine Verunsicherung auf, was heute überhaupt noch Männlichkeit ausmacht und vor welchen Entwicklungen die Männer im 21. Jahrhundert stehen“, so Leopold Wimmer, Vorsitzender der Katholischen Männerbewegung Österreich (KMB).

 

Den Eröffnungsgottesdienst zelebrierte Andreas Jakober, Geistlicher Assistent der Katholischen Männerbewegung Österreichs, in der Melker Stiftskirche. In Anlehnung an das Motto „Vom Männchen zum Mann“ sagte Jakober, dass aus christlicher Sicht der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“ nicht gelte, da der Geist Gottes Entwicklung ermögliche. Gott schenke uns immer neue Lebensmöglichkeiten, selbst wenn die Entwicklung zu Ende scheine, gebe es ein Weiterleben und Veränderungen. Letztlich führe alles zum Guten.

Den Impulsvortrag hielt der Schweizer Männerexperte Markus Theunert. Er warnt: „Wenn es männlichen Leidensdruck gibt und dieser groß ist, sich aber trotzdem nicht zu außern vermag, dann muss es einen noch größeren Gegendruck geben: die Angst vor dem Dammbruch.“ Es sei ein Teufelskreis: Weil die Männlichkeitsideale gleichermaßen unerfüllbar wie unentrinnbar seien, halte das Wachsen des Leidensdrucks stets Schritt mit dem Wachsen meiner Angst davor, ihnen nicht zu genügen. Im gleichen Tempo mache sich die innere Leere breit: Aus der blutarmen Innenwelt werde mit der Zeit eine „militarisierte Sperrzone, der ich mich nur unter Lebensgefahr zuwenden kann – nämlich unter der sehr realen Gefahr, das bisherige Leben als Leben aus zweiter Hand zu erkennen und dieses Korsett sprengen zu wollen“. Je mehr ich leide, umso mehr wächst meine Angst vor Veränderung und umso schärfer muss ich gegen jedes Anzeichen von Leiden vorgehen – bis dass ich innerlich tot oder geplatzt bin. So entstünden „Männchen“, aus denen nie Männer würden. So entstünden Männer, die Gefängniswächter und Gefängnisinsassen in Personalunion seien.

Am Donnerstag betonte der Abt des Stiftes Altenburg und Abtpräses der Österreichischen Benediktiner, Christian Haidinger, im Rahmen seines Vortrages während der Sommerakademie der Katholischen Männerbewegung Österreichs (KMBÖ), dass Männer Beispiele und Gemeinschaft benötigen, um Glauben zu lernen und zu vertiefen.
 
Es gehe bei der Akademie nicht um einen nostalgischen Rückblick auf frühere angeblich bessere Zeiten, sondern vielmehr um "die religiöse Entwicklung von Männern heute, nach vielen gesellschaftlichen Veränderungen, 50 Jahren nach dem 2. Vatikanischen Konzil, in einer Zeit rasanter Säkularisierung und gewaltiger Umbrüche in Kirche und Welt", so Haidinger. Für die religiöse Entwicklung von Männern sei es wichtig, dass Glaube, Alltag, Freizeit und Glaubenspraxis nicht auseinanderklaffen, betonte der Abtpräses.
 
"Es ist wichtig, dass wir uns persönlich von der Ebene der Institution, der Normen und Gesetze aufschwingen zu einem persönlichen Glauben, der bestimmten Werten folgt", so Ferdinand Kaineder, Mediensprecher der Ordensgemeinschaften Österreichs, in seinem Vortrag "Wachsen im Glauben heißt sich bewegen" im Rahmen der Sommerakademie der KMB. Institutionelle kirchliche Religiosität sei nämlich "out" und spirituelle community Religion im Kommen.

Wenn es um religiöse Entwicklung von Männern - und das gelte auch für Frauen - gehe, müsse aber zunächst einmal die religiöse Prägung der Person näher beleuchtet werden. "Wer oder Was hat mich in religiöser Hinsicht geprägt?", fragte Kaineder auf der Sommerakademie. Diese religiöse Entwicklung des Menschen orientiere sich dabei nach dem Bedürfnis nach Werten und Anerkennung, nach sinnvoller Tätigkeit und sinnstiftenden Ritualen sowie nach Solidarität und dem Erleben, zu einem Ganzen zu gehören. Dass der Mensch heute "community" auf persönlicher Ebene suche, sehe er als Chance für die Katholische Männerbewegung.
 
Am Freitag wurde "Das Besondere der Entwicklung zum Mann" mit Schwerpunkt auf historische und soziologische Komponenten diskutiert. Es referierten Erwin Mayer vom Katholischen Bildungswerk Wien und der Theologe, Psychologe und Pädagoge Erich Lehner. Die Entwicklung der Beziehungen zwischen Mann und Frau standen am Samstagvormittag im Mittelpunkt. Die Integrative Supervisorin und Familienberaterin Marianne Schindlecker und der Psychotherapeut und Religionspädagoge Prof. Hans Neuhold brachten ihre Vorträge zum Thema "Beziehung zwischen Frauen und Männern" ein.

Sommerakademie erstmals in Melk

„Wir freuen uns, dass wir Gastgeber der KMB-Sommerakademie sein durften“, betont Bürgermeister Thomas Widrich, der selbst Mitglied der Katholischen Männerbewegung ist. Die Sommerakademie der KMB Österreich findet seit 1986 statt. Bis 2001 war Bad Leonfelden (OÖ) Austragungsort und von 2002 bis 2012 war Bad Tatzmannsdorf (B) Gastgeber der Sommerakademie. Bis zumindest 2017 findet die Sommerakademie nun in Melk statt. „Mit bis zu je 130 Tagesgästen an den vier Veranstaltungstagen und bis zu 400 Nächtigungen ist die Sommerakademie auch wirtschaftlich interessant“, so Michael Scholz, Diözesansekretär der Katholischen Männerbewegung der Diözese St. Pölten. Der gebürtige Wieselburger leitete die Arbeitsgruppe „Kultur und Freizeit“ und brachte den Gästen aus ganz Österreich die Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung näher: Renaissanceschloss Schallaburg, Wallfahrtskirche und Museum Maria Langegg sowie die Burgruine Aggstein.