Männertag 2014
Ein mannhaftes Unterewegssein
Tenor beim Männertag der Diözese St. Pölten war: Die Gesellschaft soll so gestaltet werden, dass es kein Konkurrenzdenken zwischen Frauen und Männern mehr gibt. Diözesanvorsitzender Leopold Wimmer, sagte bei der Eröffnung zu einem der KMB-Ziele: Männern solle Räume geboten werden, "in denen sie sich wohlfühlen und zwanglos ihren Glauben zur Sprache bringen".
Hauptreferent vor den Teilnehmern vor Österreichs größter Männerorganisation war Kurt Finger, Psychotherapeut und Bildungswissenschaftler, der auf das „Elend“ der männlichen Jugend hinwies. In seinem Vortrag „Mannsbild.ung – Wegmarken und Denkanstöße für ein mannhaftes Unterwegssein“ im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt forderte er ua. einen Lehrstuhl für Männerforschung an den Universitäten zur Erforschung der Rollen, die Institutionalisierung von Männerbeauftragten zur Unterstützung bei der Meisterung des Spagats Beruf und Familie/liebevolle Kinderbetreuung und ein Ernstnehmen deren Bedürfnisse.
Rollenbilder
Genetisch und gesellschaftlich gebe es drei Rollenbilder: Männer mussten militärische Schutzfunktionen übernehmen, als Jäger oder Räuber Nahrungsmittel herbeischaffen und Nachkommen zeugen. Diese Rollen seien heute mehr oder weniger obsolet. Neue Technologien und Frauen hielten Einzug im Sicherheitsbereich, Frauen sind im Erwerbsleben und die Reproduktionsmittel schaffen neue Möglichkeiten – ohne Männer. Fühlen sie sich vom Versorger zum Versager degradiert, käme es zum Ausscheren aus der Familie und hin zur außerfamiliären Befriedigung der Beziehungs- und Gemeinschaftsbedürfnisse (Fußball, Vereinsmeierei …) oder Betäubung der Leistungsbedürfnisse (Alkohol, exzessiver Sport …). Männer stünden heute vor neuen Herausforderungen und müssten sich immer wieder neu bestätigen, etwa im Beruf. Auf dem Weg zu einem neuen Männerbild sei auch zu beachten, dass es derzeit zu einer Erosion der biologischen Vaterschaft zu Gunsten einer sozial-emotional verstandenen komme.
Menschen können Nein sagen
Das männliche Hirn habe durch die Hormone Spezifisches: „Männliches und weibliches Gehirn hören, sehen, ahnen und bewerten auf ihre eigene spezielle Weise.“ Das bedeute aber nicht, dass Männer durch Hirn und Hormone automatisch Machos sein müssten. Menschen seien so angelegt, dass sie „nein“ sagen könnten und ihre Hormone steuern können. Der Mensch sei nicht nur ein „Werk der Natur“, sondern auch „seiner selbst“.
Räume schaffen
Gegensteuern müsse die Gesellschaft, so Kurt Finger, vor allem beim „Elend“ der männlichen Jugend. Er nennt einige Faktoren: Vielfach würden Burschen männerlos aufwachsen, Mädchen seien in der Schule aus seiner Sicht oft bevorzugt, männliche Jugendliche würden innerlich emigrieren, selbstbewusste männliche Rollenbilder fehlen, Bindungsscheu, es mangle an Konfliktkompetenz. Die innere Verzweiflung habe enormes Potenzial bei jungen Burschen, die in Gewalt umschlagen könne. Der langjährige Wissenschaftler warnt vor stärkeren Gewaltausbrüchen bis hin zu Amokläufen. Schulen und Gesellschaft sollten Räume schaffen, wo sich Jugendliche selbst bestätigen und „ausleben“ können, hierbei sei der Sport sehr wichtig. Weiters müsste das Selbstwertgefühl der jungen Männer gestärkt werden und sie müssten lernen, sich auszudrücken. Generell wünsche sich Finger „Lernbereitschaft“ der Männer in allen Lebensbereichen.
Workshops
Am Nachmittag wurden den teilnehmenden Männern Workshops angeboten. Luitgard Derschmidt, ehemalige Präsidentin der Katholischen Aktion Österreichs, präsentierte den Behelf „Was Christinnen und Christen über den Islam wissen sollten“. Über den Sinn und die oft unterschätzte Wirkung von Sprache tauschten sich die Männer im Workshop „Geschlechtergerechte Sprache schafft Wirklichkeit“ mit Monika Mlinar aus. Stefan Heller präsentierte das „Netzwerk der Solidarität“, ein Projekt für arbeitssuchende Menschen. Hier könnten Männer ihre Kontakte und Erfahrungen einbringen und Erwerbsarbeitslose in der Zeit ihrer Arbeitslosigkeit unterstützen.
Jahresprogramm
In der Vorschau auf das Jahresprogramm legten Leopold Wimmer und Michael Scholz die KMBÖ-Sommerakademie den Männern besonders ans Herz. Der Austausch mit anderen Männern aus ganz Österreich sei eine wertvolle Bereicherung dieser Tage in Melk. Gemeinsam mit der Berufsgemeinschaft der Kath. Mesnerinnen und Mesner wird die KMB eine Tagesbusfahrt „auf den Spuren von Franz und Franziska Jägerstätter“ anbieten. Für die bevorstendenen Angebote auf Pfarr- und Dekanatsebene wünscht der Diözesanvorsitzende den Verantwortlichen alles Gute.
Mag. Wolfgang Zarl