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Bauerntage 2014

Der Wert des Sonntags

„Jeder bestimme selbst, wie er seinen Sonntag gestaltet“, so Dr. Markus Himmelbauer beim traditionellen Waldviertler Bauerntag der Katholischen Männerbewegung am Aschermittwoch im Bildungshaus Stift Zwettl. Karl Ebner verwies auch auf die gesellschaftliche Bedeutung des Sonntags, auch für Nichtglaubende. Beim gemeinsamen Gottesdienst wurde das Aschenkreuz aufgelegt.

 

"Der Schabbat ist ein Geschenk des Judentums an die Menschheit", sagte Markus Himmelbauer bei den Bauerntagen der KMB im Bildungshaus Stift Zwettl. Der Geschäftsführer des österreichischen Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Professor an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/ Krems zeichnete dort die Entwicklung vom Schabbat zum christlichen Sonntag nach. "Erst mit dem siebten Tag ist die Schöpfung abgeschlossen: Ein Ruhetag für alle, allein um sich an der Schöpfung zu erfreuen und dem Schöpfer zu danken." Der Schabbat besitzt bis heute einen zentralen Stellenwert im Judentum, die oft ins Detail gehenden Regelungen des Talmuds dienten dazu, den Tag in seiner Heiligkeit zu schützen und den Menschen ungetrübte Freude zu ermöglichen.

Der Sonntag in der Christenheit habe von Beginn an einen anderen Charakter gehabt, so Himmelbauer: "Der erste Tag der Woche war zunächst nicht arbeitsfrei. Es war ein Tag des gemeinsamen Gebets am Morgen der Auferstehung Christi." Die Definition des Sonntags geschah leider auch in negativer Abgrenzung zunm Judentum, etwa am Konzil von Laodicea (364), wie Himmelbauer erklärte: "Die Überwindung traditioneller Gegensätze zum Judentum, worum sich die Kirche seit dem Konzil bemüht, kann uns Christen auch zu einem neuen Bewusstsein für die unschätzbare Bedeutung eines entschiedenen wöchentlichen Ruhetags führen."

Markus Himmelbauer hält nichts davon zu klagen, wie sehr die Sonntagsruhe heute ausgehöhlt sei: "Niemand wird dazu gezwungen, Sonntagsausflüge zu machen, Sport zu betreiben und auswärts essen zu gehen. Fangen Sie bei sich an, ohne Aufwand einen 'nachhaltigen' Tag für sich, Ihre Beziehungen und für die Schöpfung zu leben", ermutigte er.  Natürlich bestimme jeder selbst, wie sehr er sich diesem Anliegen verpflichtet fühlte. Doch erinnerte Himmelbauer mit einem Gedanken aus dem Katechismus daran, nicht "einen anderen ohne Not zu etwas zu verpflichten, das ihn daran hindern würde, den Tag des Herrn zu feiern." (KKK 2187) Das verlange von uns Respekt vor der Ruhe des Nächsten, aber auch vor der Ruhe der Schöpfung.

Karl Ebner nahm am Nachmittag auf die gesellschaftliche Bedeutung des Sonntags Bezug. Ein arbeisfreier Sonntag sei auch für Nichtglaubende wichtig. Ohne regelmäßig wiederkehrende Abläufe und Unterbrechungen würde der Mensch krank werden. Der arbeitsfreie Sonntag bedeute eine Grenze zwischen fremdbestimmter und selbstbestimmter Zeit und wirke dem Trend entgegen, dass alle Lebenszeit zu Arbeits- und Konsumzeit werde, so der Referent. Der arbeitsfreie Sonntag garantiere Zeitwohlstand und Lebensqualität, für die Person und für die Gesellschaft. „Es lohnt sich, für dieses 'Geschenk des Himmels' – den weitgehend arbeitsfreien Sonntag für den Menschen und der Gesellschaft, zu kämpfen“ ermunterte der langjährige Vorsitzende der Kath. ArbeitnehmerInnenbewegung die Anwesenden.

Tagungsleiter Ing. Othmar Engelhardt freute sich über besonders viele Teilnehmerinnen und Teilnehmern in diesem Jahr. Mit ihnen feierte Pfr. Richard Jindra, Geistlicher Assistent der Kath. Männerbewegung, Gottesdienst mit Auflegung des Aschenkreuzes.